Bedient sich der Landkreis Deggendorf der "Schönrechnerei"?

Am 20. September wurde in den Medien groß verkündet, dass der Landkreis Deggendorf eine positive Klimabilanz hat. Dennoch möchte Landrat Bernd Sibler den Klimaschutz stärker priorisieren und die Stabstelle Klimaschutz um eine weitere Vollzeitstelle aufgestocken. Dieses ist absolut erfreulich und positiv zu bewerten, steht aber im Widerspruch zu der Aussage der positiven Klimabilanz.

Zum einen muss man beachten, dass es sich bei der vorgestellten Bilanz ausschließlich um Treibhausgasemissionen handelt, die das Landratsamt zu verantworten hat. Zum anderen werden ca. 3650 Tonnen über öffentliche Liegenschaften kompensiert. Der Landkreis besitzt überproportional viele Kohlenstoffsenken wie Grünland, Wälder und Moore. Liegenschaften im Besitz der öffentlichen Hand sind jedoch Allgemeingut. Wenn diese öffentlichen Senken ausschließlich den Treibhausgasen, die das Landratsamt zu verantworten hat, gegenübergestellt werden, so ist das letztendlich nichts anderes als „Schönrechnerei“.

Die Klimakrise und der Verlust der Biodiversität bedrohen die Existenz unserer Spezis, nicht mehr und nicht weniger. Wissenschaftler halten es für möglich, dass bei dem herrschenden, mangelnden Engagement gegen die Klimakrise, bereits 2030, also in 8 Jahren, die ersten Kipppunkte erreicht werden. Es ist davon auszugehen, dass dann die Klimakrise beschleunigt wird und Wetterextreme an Intensität und Häufigkeit weiter zunehmen.

Die hier gewählte Darstellung der Klimabilanz wird dem Ernst der Lage nicht gerecht. Nur die Gesamtbetrachtung aller Treibhausgasemissionen und Senken kann die Situation und den Handlungsbedarf im Landkreis wiedergeben. Das hier dargestellte Ergebnis sendet zudem ein vollkommen falsches Signal an den im Allgemeinen nicht sehr „klimaschutzwilligen“ Bürger.